Das alte Dorf Epprath grenzte im Norden an die ebenfalls abgebaggerte Ortschaft Morken-Harff, im Süden an Darshoven und Tollhaus (Gemarkung Bedburg).

Darshoven und Tollhaus waren Ortsteile von Epprath. Westlich von Epprath verlief die Erft, die aufgrund der Auskohlung des Tagebaus Fortuna-Garsdorf verlegt werden mußte. nordwestlich von Epprath stand das ehemalige historische Schloß Harff, das ebenso der Braunkohlengewinnung weichen mußte.


Epprath auf der Tranchotkarte

Epprath lag in der idyllischen Niederung (Flußebene) der Erft, umgeben von Wald und Feldern. Epprath war mithin landwirtschaftlich 1sehr geprägt.

Noch im 20. Jahrhundert liefen Kühe und Hühner durch die Dorfstraßen. Im früheren Epprath gab es ursprünglich drei Höfe. Ein Hof stand wahrscheinlich in der Mitte des Dorfes, an der Stelle wo das Anwesen des ortsansässigen Küsters bzw. des Gehöftes der Geschwister Buschmann war. Dieser Hof legte, wie es bei den meisten Dörfern der Fall war, den Grund zu dem späteren Ort Epprath.

Dass dies wirklich hier der Fall ist, ergeht aus Aufzeichnungen der Nachbarschaft zu Morken und Harff aus dem Jahre 1579, wo es unter anderem heißt: „Item dass dat Dorp Eppraitt vurmals ein Hoff geweß, der von Herrn von Neuwenars allein gebout (gebaut) wardt und zu Harff an das Haus lehnrorich (lehnsrührig) ist. “Lehnsträger war der Herr von Neuenahr.“

Der Letzte, der mit diesem Hof belehnt wurde, war im 16. Jahrhundert ein Wincken Louenberg. „Winck der alt Bodt zo Epraidt.“ Louenberg verstarb ungefähr im Jahre 1572.

Infolge des Bedburger Erbfolgestreites, der nach dem Tode des Grafen Hermann von Neuenenahr am 4. Dez. 1578 ausbrach, wurde der Hof in die Erbpacht überführt. Die zum Hof gehörigen Ländereien wurden an „die Hausleut zu Eppraith“ vergeben, das heißt an solche, die damals Haus und Anwesen in Epprath besaßen. Inzwischen hatten sich Leute angesiedelt. Diese Ansiedlung war in der letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts so bedeutend, dass man von einem Dorf „dorp“ sprach.

Neben diesem Hof gab es noch zwei weitere Gehöfte in Epprath. Hierbei soll es sich um das sogenannte Gut „Meyeburg“ und um den Hof „Heierberg“ gehandelt haben.
Beide Höfe waren gemäß Verzeichnis seit dem Ende des 15. Jahrhunderts gegenüber dem Herrn von Harff, der als Vasall des Grafen von Neuenahr residierte, lehnsrührig eingetragen.

In politischer Hinsicht gehörte Epprath bis zur Invasion der Franzosen zur Kurkölnischen Grafschaft Bedburg. In kirchlicher Hinsicht bildete Epprath mit Darshoven, Hohenholz, Harff unter Führung von Morken einen Pfarrbezirk. Darshoven, Hohenholz und Morken wurden 1804 in die Pfarre Kaster eingemeindet.

Der Weiler Tollhaus war zur Zeit der Kurfürstentümer Jülich und Köln eine Zollstation, daher stammt die Namensgebung von Zollhaus. Von Kaster kommend führte der Weg über Tollhaus durch das Waldgebiet „Tollhauser Busch“ und durch das „kleine Wäldchen“nach Darshoven.

Der Kirch- und Schulweg der Epprather führte über eine Wegabkürzung an Tollhaus vorbei. Alt-Epprath mußte trotz Widerstandes der Dorfbewohner beginnend von 1958 bis 1968 umsiedeln. Der letzte Epprather, der das Dorf verließ, war 1963 Johann Müller. Später folgten Morken-Harff, Schloß Harff und Königshoven-alt. Die Neu-Epprather wurden nach mehrheitlichem Beschluss im Süden von Kaster angesiedelt. Die Landwirte siedelten sich bei Grevenbroich und Neuß an, da in Kaster für die Landwirte keine Felder für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung standen.

Heute gehört Epprath zum Ortsteil Kaster Stadt Bedburg. Gelangt man von Bedburg kommend in die Ortschaft Kaster, befindet sich rechter Hand die Burgundische Strasse sowie ein großangelegter Parkplatz. Dahinter erstrecken sich die Epprather-Sportplätze mit der Epprather Alm. Gegenüber den Sportstätten finden wir die Sporthalle, die neue Begegnungsstätte, einen Kinderhort und die Epprather Banneuxkapelle.

1815 wurde im alten Ort Epprath von dem Baumeister und Bauunternehmer Heinrich Wolff eine Kapelle im Rohbau errichtet, die wegen seines frühen Todes und finanzieller Schwierigkeiten nicht vollendet wurde.

1818 verfügte der Landwirt Heinrich Herpertz testamentarisch, daß aus seinem Vermögen die Kapelle errichtet und vollendet werde. Er verfügte weiter, daß in der von ihm erbauten bzw, finanzierten Kapelle: “Ein jährliches hohes Amt am Tage des heiligen Antonii des Einsiedlers zu halten sei.“ Die Kapelle stand am alten Ort am Ortsausgang rechts neben der Hauptstrasse nach Harff. Rechts von der Kapelle führte der „Kölner Weg“ ins Feld nach Neurath und Buchholz.


Alte Kapelle in Epprath

Der Vorplatz der Kapelle wurde von Kindern als Spiel- und Bolzplatz genutzt.
Hier wurde auch das Martinsfeuer jährlich zusammengetragen und abgebrannt.

Wie kam die Kapelle zur ihrem Namen? Banneux ist eine kleine Ortschaft in der Gemeinde Sprimont auf der Hochebene der Ardennen, südöstlich von Lüttich in der Höhe von Spa. Banneux ist vor allem als Wallfahrtsort bekannt.

Der Überlieferung nach erschien dem Mädchen Marietta Beco am 15. Januar 1933 zum ersten Mal die Mutter Gottes. Auch danach ist ihr die Mutter Gottes noch mehrmals erschienen. Der damalige Lütticher Bischof erkannte die Erscheinung an, so dass M. Beco heilig gesprochen wurde.

Eine Kommission der früheren Epprather Umsiedler fasten aufgrund eines Vorschlages des damaligen Ratsmitgliedes Josef Weckopp, der eine Verbindung zum Wallfahrtsort Banneux hatte den Beschluß, eine neue Kapelle im Stile der Banneux-Kapelle zu errichten. Der Beschluß wurde nach der Umsiedlung umgesetzt und die neuerrichtete Kapelle mit finanzieller Unterstützung von Rheinbraun errichtet. Die neue Kapelle wurde auf den Namen „Banneux“ getauft. Die Kapelle wird heute ehrenamtlich von den Mitbürgern Heinz und Billi Hoffmann und Gerd Wieland liebevoll gepflegt, Die Kapelle steht trotz ihres jungen Alters bereits unter Denkmalschutz.

Im Kapellen-Innenraum besticht ein sehr großes und schönes Mosaik, das die Mutter Gottes mit der anbetenden Marietta Beco zeigt. Dieses Mosaik wurde 1965 von der Künstlerin M. Sminea Brühl Mandern geschaffen und sehr aufwendig 2008 durch die Dipl. Restauratorin Uta Barbara Riecke aus Köln restauriert.

Alt-Epprath hatte vor der Umsiedlung im Jahre 1958 etwa 300 Einwohner. In Tollhaus zählte man ca. 30 und in Darshoven waren es 12 Einwohner. Die schulpflichtigen Kinder besuchten bis kurz nach dem 18. Jahrhundert die alte Schule in Morken, alsdann die Schule in Kaster.

Schon immer waren die Bürger von Alt-Epprath und auch Neu-Epprath mit Herz und Seele bei den Vorbereitungen mit den Fronleichnamsprozessionen verbunden. Die Prozessionen gingen alle zwei Jahre im Wechsel mit Omagen. Der Prozessionszug ging von Kaster aus durch Epprath mit dem Ziel die alte Kapelle am Ortsausgang in Richtung Harff aufzusuchen. Schon am Vortag wurde die Hauptstrasse in Epprath und der Weg zur Kapelle mit schönen Blumenteppichen und Fahnen geschmückt. Diese Tradition wird auch heute noch in Neu-Epprath aufrecht erhalten.

Interessant, gar gruselig ist die historisch verbürgte Geschichte über den Werwolf von Epprath, der im 16. Jahrhundert sein Unwesen im Bedburger Raum getrieben haben soll. Anno 1589 begab es sich in Epprath, dass gar Böses sich umtrieb. "Der Stubbe Peter soll ein Werwolf sein..." so erzählten sich die Bürger sogar bis nach London und Augsburg.

Peter Stubbe, ein aus Epprath stammender Bauer, wurde gemeinsam mit seiner Tochter und „Gevatterin“ gefangen genommen, vor das Blutgericht gebracht und schließlich wegen Hexerei und Werwolferei verurteilt. Am 31. Oktober 1589 fand die öffentliche Hinrichtung hinter dem heutigen Silverberg-Gymnasium in Bedburg statt. Bei der Hinrichtung sollen 4000 Zuschauer zugegen gewesen sein, als Peter Stubbe qualvoll starb.

Bericht: Konrad Bludau, 2020

Quellen:
Schrift zum Schützenfest 2001 Morken-Harff von Hermann Josef Bremer
Archiv Stadt Bedburg
Epprath „Bilderbuch und Geschichten“, Epprather Organisationsteam
Kirchen und Kapellen im Erftkreis Nord von Hermann-Josef Oster