Urgeschichte
Die ersten Menschen in unserer Region
Die Menschen werden sesshaft
— Mittelsteinzeit 8.000 – 5.500 v.Chr.
— Jungsteinzeit 5.500 – 2.200 v.Chr.
— Bronzezeit 2.200 - 750 v.Chr..
— Eisenzeit 750 - 15 v.Chr..
Als die Völker Namen bekamen
— Kelten
— Germanen




Urgeschichte in Kurzform.


Man fragt sich, welche Geschichte hat unsere Region, das Rheinland, zu erzählen.

Da die Geschichte schon mit der Entstehung der Erde - vor 4,6 Milliarden Jahren -beginnt, die Zeiträume aber riesig sind lassen wir diese Geschichte im Zeitalter des Paläozoikum (Erdaltertum) beginnen.

Also etwa um die Zeit 540 bis 250 Millionen Jahren vor unserer Zeit lag unsere Region auf der südlichen Erdhalbkugel.

Vor 417-392 Millionen Jahren driftete das Rheinland Richtung Äquator.

bild (Quelle Erdkarte: © C.R.Scotese, www.scotese.com)

In einem feucht warmen Klima (vor 317-305 Millionen Jahren) mit reichlich Pflanzenbewuchs bildeten sich die heutigen Steinkohlenflöze (z.B. das Aachener Steinkohlenrevier).




Im Oberperm (272-258 Millionen Jahren) kam es zu einer Absenkung, wodurch weite Teile Deutschlands durch das Skandik-Meer überflutet wurden. Am Ende des Perms gab es eine Katastrophe. Etwa 75-90% der Meerestiere starben, die Ursachen sind unbekannt.

Nun ein großer zeitlicher Sprung ins Känozoikum. In der Erdneuzeit -vor ca. 55 Millionen Jahren - liegt das Rheinland bereits auf der Höhe des heutigen Mittelmeeres um sich dann in Richtung unserer heutigen Lage zu positionieren. Die Dinosaurier starben aus, die Säuger nahmen ihren Platz ein.

Die bei uns vielfach vorhandene Braunkohle entstand im Miozän, vor ca. 23 Millionen Jahren. Mit einer deutlichen Abkühlung vor 14 Millionen Jahren beginnt das Eiszeitalter.

Hier formte sich der Verlauf des Rheins und somit auch die Form des Rheinlands. Das skandinavische Eis steht bis an Rhein und Ruhr. Weitflächige Lössablagerungen bilden die Grundlage unserer heutigen fruchtbaren Böden.

Unsere Bucht bekam ein nordöstliches Gefälle, dadurch floss die Maas von Jülich an Bedburg vorbei nach Grevenbroich, der Rhein wurde nach Osten weggedrängt. Später ändert sich das in ein nordwestliches Gefälle und der Rhein durchfloss unser Gebiet, quasi als Erft-Vorläufer. Nachdem eine weitere Gefälleänderung kam, bildet sich das Bett unserer heutigen Erft.

Die ersten Menschen traten vor 6 bis 2,5 Millionen Jahren in Erscheinung, je nach Expertenmeinung zum Begriff Mensch. Menschen leben also im Vergleich zum Erdalter erst kurz auf diesem Planeten. Unklar ist zu welchem Zeitpunkt Menschen erstmals in unsere Region kamen.

Man redet von 600.000 Jahre Menschheitsgeschichte in Europa. In der Zeit vor 600.000 bis 300.000 Jahren gibt es in ganz Europa aber nur wenige Stellen wo Menschen nachweisbar sind.




Die ersten Menschen in unserer Region.


In Andernach bei Neuwied fand man Belege für die Anwesenheit von Menschen, dem Homo heidelbergensis (vor 600.000 Jahren). Man nimmt nun an, dass wahrscheinlich auch Menschen sich in unserer Region befunden haben. Beweisen lässt sich dies nicht, da bei uns keine stichhaltigen Funde aus dieser Zeit anzutreffen sind. In Mechernich (Eifel), unserem Nachbarraum, fand man Hinweise auf Menschen, die sich dort vor 320.000 Jahren aufhielten.

Vor 350.000 Jahren, im Mittel-Paläolitikum (Mittel-Altsteinzeit), sind die Neandertaler aufgetaucht und lebten bis vor 40.000 Jahren. Sie sind durch Nordrhein-Westfalen gewandert, man kann deshalb vermuten, dass sich diese auch in unserer Erft Region befunden haben.

40.000 v.Chr. betritt der Homo sapiens (der Moderne Mensch) die Bühne Europa und hinterließ Spuren.
Eine altsteinzeitliche Jagdstation wurde in Jülich-Kirchberg entdeckt (ca. 50.000 Jahre alt). In Bergheim-Büsdorf wurden Steingeräte aus der Altsteinzeit (200.000 – 9.600 v.Chr.) gefunden, wie auch in Lommersum (Euskirchen) vor 37.000 – 32.000 Jahren.

Der Homo sapiens selbst lässt sich in Nordrhein-Westfalen vor etwa 31.000 Jahren nachweisen (Paderborn-Sande). Die meisten Europäer haben einen Genanteil von etwa 2 % des Neantertalers.

foto




Vor 25.000 Jahren, dem Höhepunkt der letzten Kaltzeit, schmolzen die großen Gletscher und das Nordeisschild zog sich langsam zurück und die Besiedlung Mitteleuropas wurde für Menschen wieder attraktiver.

Das Klima vor 14.500 Jahren wurde in Europa wärmer und feuchter. Es entstanden unsere bis heute bekannten Mischwälder.

An einem Altarm an der Erft, fand man in Bedburg-Königshoven zwei Hirschgeweihmasken (ca. 10.000 v.Chr.). In der Nähe war schon ein mittelsteinzeitlicher Jagdplatz erkundet worden mit Knochen vom Auerochsen, Rothirsch, Reh, Wildschwein, Pferd usw.

Etwa vor 7.500 Jahren endet so langsam die Ära der Sammler und Jäger. Die Menschen wurden sesshaft, es kamen Ackerbau und Viehzucht.

foto Hirschgeweih. (Quelle: Bild Markus Wild / RGZM).




Die Menschen werden sesshaft.


Mesolithikum – Mittelsteinzeit 8.000 – 5.500 v.Chr.

foto Bandkeramische Siedlung mit Wall.



Die ersten Bauern tauchen auf, angelockt durch die fruchtbaren Lössböden unserer Region. Rodungen werden vorgenommen zur Urbarmachung der Erde. Erste Siedlungen entstehen etwa 5.000 v.Chr. zwischen Köln und Aachen.

Die ersten Gräber der bandkeramischen Kultur in unserer Region sind in Aldenhoven und Inden (bei Düren) aus dieser Zeit nachweisbar. Da es keine schriftlichen Überlieferungen gibt, man die Namen der Völker nicht kennt die hier lebten, werden diese Epochen von den Archäologen durch die Art der Fertigung ihrer Töpferware identifiziert, z. B. Linearbandkeramik, Schnurkeramik, Trichterbecher-Kultur, Glockenbecher-Kultur.

In Zieverich entdeckte man eine umfangreiche Siedlung der bandkeramischen Kultur, ebenso wie in Morken, Thorr, Fliesteden und Paffendorf.
In Paffendorf existierten 5 Langhäuser von im Mittel 7,00 m Breite und bis zu einer Länge von 45,00 m. In Glesch wurde ein Erdwerk mit einem Ringgraben von 4,00 m Tiefe und 4,50 m Breite entdeckt, man vermutet eine Fluchtburg für Mensch und Tier.








Die ersten Bandkeramischen Nachweise im Rheinland stammen ca. 5.500 v.Chr. Man nimmt an, dass diese Art sich in Ungarn entwickelte und über das Maingebiet zu uns gekommen ist. Vor allem auf der Aldenhovener Platte konnten umfangreiche Funde und Siedlungsstrukturen erforscht werden.

Siedler der bandkeramischen Kultur hatten im 6. Jahrtausend. v.Chr., an einem Altarm der Erft, in der Nähe der Burg Kaster, Scherben von Töpfen hinterlassen. Diese Kultur verfügte über das Wissen Getreide anzubauen und domestizierte schon Tiere. Auf trocknen Anhöhen erstellten sie ihre Langhäuser. Sie lebten in Nachbarschaft mit Sammlern und Jägern.

foto Bandkeramische Haus.




Neolithikum – Jungsteinzeit 5.500 – 2.200 v.Chr.

Zu einem Siedlungsrückgang kommt es im Rheinland im Mittelneolithikum (4.900-4.300 v.Chr.) und zu einem drastischen Wechsel im Stil der Keramikgefäße.

Im Jungneolithikum (4.300-3.500 v.Chr.) kam eine neue Keramikproduktion, die Michelsberger Keramik, ins Rheinland. Diese neue Art verwandte weniger Ornamentik dafür aber eine Oberflächenpolitur. Die Besiedlungsdichte im Rheinland wuchs wieder. Typisch für die Michelsberger Kultur ist, dass Siedlungsplätze mit Gräben und Wellen, teilweise mit Palisaden, umgeben wurden.

Es scheint so zu sein, das größere Menschengruppen in einer Wohneinheit untergebracht wurden, die sich auch schützen mussten. Erfindungen wie das Rad, der Wagen und Streitäxte bereicherte nun das Leben. Erneut kommt es 3.800 v.Chr. in der Rheinischen Bucht zur Abnahme der Bevölkerung.

Die Michelsberger Tradition bricht ab und das Spätneolithikum (3.500-2.800 v.Chr.) beginnt im Rheinland. Die Fundstellen in unserem Raum werden rar. Es wirkt so, als wäre unser Gebiet für etwa 1.000 Jahre von der kulturellen Entwicklung abgeschnitten.

Das Endneolithikum (2.800-2.150 v.Chr.) ist die Zeit der Verbreitung der Becherkultur. Die Fundstellen werden wieder dichter. Ein Begriff „Rheinische Becherkulturen“ umfasst die Schnur- und die Glockenbecherkeramik. Es tritt ein Wandel in der Bestattung ein mit deutlichen Unterschieden zwischen beigesetzten Männern und Frauen.

In Kaster wurden zudem im Altbett der Erft Pfahlreihen gefunden, die um 4.700 v.Chr. eingebracht wurden. Dies wird als eine Brückenkonstruktion oder Steg über die Erft gedeutet.

Siedlungen sind, in unserem Gebiet, für diesen Zeitraum nicht nachgewiesen. Einzelfunde aus dieser Zeit lassen aber vermuten, dass diese in unserem Raum existiert haben sollten. Auffällig ist das lediglich im Nord- bzw. Südteil des ehemaligen Kreis Bergheim Funde nachzuweisen sind, jedoch nicht in der Mitte des Kreises.

Beile und Klingen wurden bei Mansfeld zu Heppendorf hin, in Heppendorf selbst an mehreren Stellen, am Sittarderhof, am Elisenhof und bei Steinheide nahe Manheim gefunden.




Bronzezeit 2.200 - 750 v.Chr.

Um 2.000 v.Chr. werden die traditionellen Werkzeuge aus Stein und organischen Materialien durch die neuen Materialen kontinuierlich ausgetauscht. Diese Werkzeuge kennen wir vornehmlich aus Grabbeigaben.

Um 1.600 v.Chr. änderten sich die Bestattungsarten. Die Körpergräber (Beisetzung in Hockerstellung) wurde zugunsten einer flachliegenden Bestattung aufgegeben. Auch die Ausrichtungsart, bis dahin von Ost nach West, änderte sich in eine Nord-Süd-Orientierung.

Viele Funde findet man im Rheinland während der Urnenfeldzeit (1.000 - 800 v.Chr.), aus dem Kreisgebiet sind leider kaum Funde zu vermelden. In Bedburg wurde ein Absatzbeil gefunden.

foto Sonnenwagen von Trundholm. © Nationalmuseet, John Lee.




Eisenzeit 750 - 15 v.Chr.

Im Raum Bergheim wurde z.B. in Zieverich ein Urnengrab entdeckt. Im Bethlehemer Wald fand man einen Rundhügel von bis zu 14,00 m Durchmesser aus der Hallstattzeit (800- 475 v. Chr.).

Auf dem Gelände Herrenstraße 54 in Sindorf kam eine Urne aus der Hallstattzeit zum Vorschein.

Im Süden von Brühl wurden Grab- und Siedlungsreste aus dieser Zeit gefunden. Siedlungsmüll und Spuren von Holzpfosten wurden entdeckt aus der Zeit 700 bis 500 v.Chr.

In Bedburg kam ein Grundriss eines Pfostenhauses zum Vorschein.

foto Grundriss eines späteisenzeitlichen Hauses in Bedburg..




Als die Völker Namen bekamen.


Die Griechen nannten Völker, die nicht ihrer Zivilisation entstammten, nicht ihre Sprache beherrschten, Barbaren. Sie kannten die Barbaren im Norden Europas schon lange, jedoch die Griechen Hekatajos von Milet und Herodot von Halikarnassos erwähnten in ihren Schriften im 6. bzw. 5. Jhd. v.Chr. erstmals die „keltoi“ (die Römer nannten sie später „galli“).


Es sind die Kelten. Sie gaben somit den Bewohnern in Nordeuropa erstmals einen nachweisbaren Namen.

Im Jahr 98 n.Chr. benannte der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus ein weiteres Volk mit Namen, die Germanen.




Die Kelten.


Die Herkunft der Kelten liegt im Dunkeln. Der römische Historiker Ammianus Marcellinus (320-390 n.Chr.) bezeichnete sie als Ureinwohner des Landes.

DNA-Analysen aus vorgeschichtlichen menschlichen Überresten und eine Vielzahl an archäologischen Funden stützen diese Aussage. Es könnte also sein, das die Kelten bereits mehrere Tausende von Jahren in unserem Gebiet siedelten.

Zumindest ab der Hallstattkultur (800-475 v.Chr.) sind sie in unserem Raum nachweisbar.

Die Kelten, wie auch die Germanen, sind kein Volk, die ein zusammengehöriges Reich oder Staat mit einheitlicher Führung bilden. Es sind Hilfsbegriffe der Römer und der heutigen Wissenschaft um all die hunderte von Stämmen und Verbänden vereinfacht darstellen zu können.

Die Begriffe definieren sich über eine Gemeinschaft mit gleicher oder ähnlicher Kultur, Kunst und Sprache.

Die Kelten gelten als das älteste Volk nördlich der Alpen, die man namentlich kennt. Bei einer Völkerwanderung um 2.000 v.Chr. sind die aus den osteuropäischen Steppen stammenden „Streitaxtleute“ (heute Schnurkeramische Kultur), in unser Gebiet gezogen. Diese Leute, die nach sprachlichen Einteilungen zu den Indogermanen gehören, haben sich wohl mit den Kelten vermischt. Die keltische Sprache gehört zu der indogermanischen Sprachfamilie. Fest steht, dass die Streitaxtleute als erste Indogermanen nach Europa kamen. Aus ihrer gemeinsamen Sprache entwickelten sich fast alle europäischen Sprachen.

Grob stellt man sich vor, dass links vom Rhein die Kelten und rechts vom Rhein die Germanen saßen.

foto (Quelle © File:Celts in Europe.png QuartierLatin1968, The Ogre, Dbachmann)



Es gab aber Ehen, Verwandtschaften und Beziehungen zu anderen Sippen und Völkern. Dies war nichts Ungewöhnliches. Man vermischte sich, Gruppen wurden in andere Stämme integriert und nicht selten wechselte man auch den Stammesnamen. Somit sind manche Stämme nicht in einem oder anderem Schema passend einzufügen.

foto Dom zu Gurk (Kärtnen). Römischer Grabstein mit der Darstellung einer keltischen Bäuerin am Eingang zur Krypta. (Urheber: Wolfgang Sauber)




Die Germanen.


Germanen waren die Völker die, laut Julius Cäsar, rechts vom Rhein lebten und er machte den Namen bekannt. Das was Cäsar unter einem Begriff zusammenfasste gab es aber nicht. Die Germanen sind eine Unzahl von Völkern und Stämmen, die sich zusammenschlossen und wieder trennten; miteinander oder gegeneinander kämpften. So gesehen muss man also jeden Stamm geschichtlich einzeln betrachten.


Tacitus schrieb 98 v. Chr.

„Die Germanen selbst sind Ureinwohner und von Zuwanderung und gastlichen Aufnahmen fremder Völker kaum vermischt. Denn einst kam derjenige nicht über Land, sondern mit Schiffen, der eine neue Heimat suchte“.

foto Faksimile der Folio 31 r. des
Codex Leidensis Perizonianus Tacitus Germania c. 1−2

Es gibt kaum Hinweise zur Vorgeschichte dieser Stämme. Ab der Bronzezeit gibt es archäologische Funde. Nachgewiesen ist eine Jahrhunderte lange Siedlungsgeschichte zwischen Weser und Oder, zwischen dem Nordrand der deutschen Mittelgebirge bis ins südliche Skandinavien.

Ähnlich wie bei den Kelten wanderten „Streitaxtleute“ ein und vermischten sich mit den Einheimischen. Aber auch linksrheinisch waren Germanen-Stämme. Sie kamen mit ihren Nachbarn, den Kelten in Berührung, so dass man von keltisierten Germanen spricht.

Nach der Expansionswelle der Römer nach Norden und der linksrheinischen Besetzung des Gebiets waren Konflikte mit den Römern unvermeidlich. Erstens wohl weil die Römer ihr Gebiet gegen Osten weiter ausdehnen wollten und auch weil die einzelnen Stämme den Reichtum der Römer mitbekamen und davon auch profitieren wollten.


Literatur

Kunow, Jürgen und Hans-Helmut Wegner

Urgeschichte im Rheinland.
Jahrbuch 2005 des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz

Krause, Arnulf

Die Welt der Kelten

Krause, Arnulf

Die Geschichte der Germanen

Pohanka, Reinhard

Die Urgeschichte Europas



von H.-T. Dolfen