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Schamanen in Königshoven

Hirschgeweihmasken in der Mittelsteinzeit.
Es war wohl ein Schamane, der die Maske eines Vierzehnender getragen hat

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Nachbarschaften
früher und heute am Beispiel von Königshoven

Lebensgemeinschaften im Ort
Der Bericht ist historisch als auch kulturgeschichtlich interessant und wird viele Leser an frühere Bräuche erinnern und wird im Kontext zu heute gestellt.

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Kreuze aus dem Abwasserkanal

Was wissen wir von Königshoven des 17. Jahrhunderts?

Durch die hier erstmals vorgelegten und ausgewerteten Grabkreuze werden Namensgut, Berufe, Verwandtschaftsbeziehungen schlaglichtartig beleuchtet und die Steine einer stilistischen Einordnung unterzogen.

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Eine reiche Frau in Königshoven

Eine der reichsten Frauen aus Königshoven bei Bedburg trug diese Gewandspange (Fibel) bei ihrer Bestattung in einer großen hölzernen Kammer.

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Historie

Königshoven (neu), der heute existierende Ort, entstand als reiner Umsiedlungsort für das heute verschwundene Königshoven (alt) mit ausschließlich individueller Eigenheimbebauung an einer Hanglage im Westen von Kaster.

Die Stelle, an der Königshoven (alt) lag, war schon vor rund 4.000 Jahren eine bevorzugte Siedlungsfläche: Ausgrabungen brachten Reste von Langhäusern aus der Rössener Kultur (3.500 v. Chr.), Hügelgräber aus der Eisen- und Bronzezeit sowie ein fränkisches Gräberfeld mit 479 Gräbern (6. Bis 7. Jahrhundert) zu Tage.

Der Ort bestand ursprünglich aus vier getrennt liegenden Siedlungen, die altes Königsgut waren und sich im Besitz alteingesessener Edelfreier befanden: Berke, Hovermorike (Obermorken), Kunyncshoven (Königshoven) und Elrehoven (Allhoven). Obermorken wurde schon 1249 in einer Urkunde erwähnt, die Kirche St. Peter in einer weiteren um 1300 als Pfarrkirche bezeichnet, der gesamte Ort Königshoven aber erst im Jahre 1443 beschrieben.

Bis ins 18. Jahrhundert fanden sich um Königshoven mehrere Rittersitze, von denen der der Familie Holz besonders erwähnt wurde; 1327 wurde als Besitzer Philipp von Holz genannt. Als letzter der Familie Holz erschien Hermann Jakob von Holz, der 1731 kinderlos starb, so dass das Gut an die von Palant und von Brachel vererbt wurde.

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Fund von einem verzweigten System von unterirdischen Gängen, die bei Ausgrabungen 1985 freigelegt wurden und den Schluss nahelegen, dass es sich um Fluchttunnel eines damaligen Schlosses handelt und von denen die Schulchronik von Lehrer Robens berichtet, dass sie bis Kaster führen sollten. Dies wurde allerdings nie bestätigt und lässt sich nach Abbaggerung im Rahmen des Braunkohleabbaus auch nicht mehr nachweisen.

1311 verkauften mehrere Ritter der einzelnen Siedlungen diese an den Grafen Gerhard von Jülich. Königshoven wurde zum Gerichtssitz im Amt Grevenbroich und erhielt ein Schöffensiegel, das 1577 geändert wurde und das Aussehen erhielt, das auch heute noch im Wappen der Gemeinde Königshoven zu sehen ist.

Die Zeit unter der Herrschaft des Herzogtums Jülich endete 1794 mit dem Einmarsch französischer Truppen. Bis dahin waren turbulente Zeiten über den Ort hinweggegangen: Reformation mit wechselnder Zugehörigkeit zur evangelischen und katholischen Kirche, dreißigjähriger Krieg, die Kriege Ludwigs XIV. die Pest und mehrere Hunger- und Umweltkatastrophen wie Mäuseplage, Hagelschlag und Unwetter, die jedes Mal einen Großteil der Ernten vernichteten. Die Franzosen vereinigten Königshoven, Morken und Harff zur Mairie de Königshoven unter dem Ersten Maire (Bürgermeister) Heinrich Abels (1801 – 1808), gefolgt von Gottfried Dackweiler (1808 – 1814). Zu dieser Zeit war der Ort Königshoven mit 1.059 Einwohnern und 149 Häusern der größte Ort im Kreis Bergheim.

Nach Übernahme durch die Preussen wurde aus der Mairie die Bürgermeisterei Königshoven; Königshoven selber wurde darin 1872 eine Spezialgemeinde. 1928 wurde die Bürgermeisterei in das „Amt“ Königshoven umbenannt. Schon 1852 hatte sich die Bevölkerungszahl auf 2.021 Einwohner erhöht.

Die mittelalterliche Pfarrkirche, die inzwischen zu klein geworden war, wurde komplett abgerissen und durch eine neugotische Hallenkirche ersetzt, die J. Busch (Neuss) zwischen 1896 und 1901 errichtete. Durch das Vermächtnis der Frau Anna Gertrud Winters, die 1900 starb, erhielt die Kirchengemeinde deren Haus in Allhoven und ein großes Grundstück zum Bau eins Krankenhauses. Neben dem Krankenhaus, in dem seit 1903 Schwestern vom Orden der Cellitinnen die Krankenpflege betrieben, wurde eine Kinderbewahrschule und ein Altersheim unterhalten, das 1950 noch über 11 Betten verfügte.

1937 wurden Königshoven, Kaster und Pütz zum neuen Amt Königshoven mit Sitz in Harff zusammengeschlossen. Am 27. Februar 1945 eroberten die Amerikaner den Ort und setzten Jakob Schiffer als Amts- und Viehhändler Maaßen als Ortsbürgermeister ein. Nach Übernahme durch die Engländer wurde Josef Weckopp aus Harff als neuer Amtsbürgermeister gewählt; ihm zur Seite stand Jakob Schiffer, nun als Amtsdirektor. Das neue Amt bestand nun aus Königshoven, Epprath, Kaster, Morken-Harff und Pütz.

Schon ab 1956 begann man durch eine Verbindlichkeitserklärung für den Tagebau Frimmersdorf mit der Planung des Abrisses und der Umsiedlung von Königshoven. Beschlossen wurde diese durch den Gemeinderat im Jahr 1969 und durch eine Bürgerversammlung in 1970, bei der für eine geschlossene Umsiedlung gestimmt wurde. Nach Erschließung und dem ersten Spatenstich im neuen Bebauungsgebiet Nr. 26 zogen 1976 die ersten Umsiedler um. 1978 fanden die letzten Feierlichkeiten wie Oster- und Fronleichnamsprozession und Schützenfest im alten Ort statt.

1980 wurde in Königshoven (neu) die neue Pfarrkirche eingeweiht, die vom Architekten L. Kösters (Köln) entworfenen und durch ein Pfarrzentrum ergänzt wurde. Die Fensterrosette von der untergegangenen Kirche in Königshoven (alt) wurde in den Neubau versetzt. Die Glasmalerin M. Katzgrau entwarf für deren Öffnungen figural und ornamental gestaltete Farbkompositionen. Im Innenraum der neuen Kirche wurden der Marienaltar, die Kanzel, der Rest eines alten Chorgestühls, das Sakramentshaus (14. Jh.) und der Taufstein (13. Jh.) aus Alt-St.-Peter wieder aufgestellt. Drei Statuen "Mutter Anna", "HL Sebastian" und "HL Heinrich" konnten auch nach hier überführt werden. Der Kirchenschatz aus drei Jahrhunderten und das Schützensilber sind ebenfalls im Besitz der neuen Pfarrgemeinde.

Zur gleichen Zeit begann man mit der Erschließung des Weilers Hohenholz, dessen Neubau dann im Jahre 1981 begann. Die Umsiedlung wurde schließlich 1986 offiziell beendet, der letzte Umsiedler bezog 1987 sein neues Haus.



Quelle: Stadt Bedburg