Gedenkstätte Arbeitsanstalt Brauweiler


Am 15. Januar 2019 besuchte der Verein für Geschichte und Heimatkunde Bedburg e.V. die nach der Restaurierung wieder eröffnete Gedenkstätte in der damaligen Arbeitsanstalt Brauweiler.

An der Exkursion nahmen 20 Mitglieder des Geschichtsvereins teil. Die Exkursion fand in Fortsetzung der schrecklichen Geschehnisse im Nationalsozialismus nach Besuch des ELDE Hauses in Köln nun zur weiteren Information in der Gedenkstätte Brauweiler statt. Die Gedenkstätte Brauweiler ist ein Ort des "Erinnerns" des "Lernens" und des "Forschens".

Die dokumentarische Ausstellung in der Gedenkstätte basiert auf Forschungsarbeiten der beiden Historiker Josef Wißkirchen und Hermann Daners,die in jahrelanger Arbeit und Recherchen die Jahre 1933 - 1945 in der Arbeitsanstalt erforscht und niedergelegt haben.

Brauweiler

Die Führung durch die Gedenkstätte erfolgte von Herrn Josef Wißkirchen, der uns sein großartiges Wissen zu den Geschehnissen in der Weimarer Republick und des 3. Reiches mit Engagement erläuterte und näher brachte.

Nach Verstaatlichung aller Klosterbesitzungen durch die französische Besatzung im Jahre 1802 wurde auch das Kloster in Brauweiler aufgelöst und die Mönche vertrieben. Wenige Jahre später wurde in den vorhandenen Gebäuden eine sogenannte Bettleranstalt (1809 - 1815) eingerichtet. Es handelte sich um eine Besserungsanstalt , in die Kleinkriminelle nach verbüßter Haftstrafe eingewiesen werden konnten. Aus ihr ging in preußischer Zeit ab 1815 die Arbeitsanstalt Brauweiler hervor. Die Arbeitsanstalt wurde im Jahrer 1967 aufgelöst.

Schon im 19. Jahrhundert waren hier in Brauweiler gesellschaftliche Randgruppen wie Bettler,Landstreicher und Prostituierte , später auch entmündigte Alkoholiker , Fürsorgezöglinge und "säumige Unterhaltspflichtige" durch Erziehung zur Arbeit diszipliniert worden. Nach 1933 ging es dem NS-Staat um eine rassenpolitisch begründete "Endlösung der sozialen Frage".

Brauweiler2

Die Gedenkstätte befindet sich im Kellergeschoß des sogenannten "Frauenhauses". Hier sind zwei Zellenräume weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben.

Herr Wißkirchen berichtete unter anderem, dass im Zuge der nationalsozialistischen Rassenpolitik 417 Insassen der Brauweiler Anstalt , die aus weiten Teilen Süd-und Westdeutschlands eingeliefert worden waren, in der Kölner Universitätsklinik zwangssterilisiert wurden.

Im September 1944 wurden zahlreiche Anstaltsinsassen in die Konzentrationslager Ravensbrück, Sachsenhausen, Jugend -KZ-Moringen , Buchenwald, Flossenburg und Mauthausen überstellt.

Mehr als 50 inhaftierte Männer und Frauen wurden nach brutalen Verhören ermordet, rechtswidrig in Köln erhängt oder in den Selbstmord getrieben. Wißkirchen und Daners untersuchten u.a. warum sich eine 23-jährige inhaftierte Polin namens Maria Kristowa am Gitter ihrer Zellentür erhängte. Während des Nationalsozialismus dienten einzelne Gebäude auf dem Gelände der Arbeitsanstalt als Schutzhaftlager. Ein ausgewähltes Gebäude war Gestapogefängnis und ein anderes Haus Sitz und Dienststelle der dort amtierenden Gestapo.

Brauweiler3

Zu den prominentesten Inhaftierten gehörten Konrad und Gussie Adenauer.
Auguste (Gussie) Adenauer geb. Zinsser
geb. 07.12.1895 in Köln
gest. 03.03.1948 in Rhöndorf -
Haft in Brauweiler: 24.09.1944 - 03.10.1944

Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Konrad Adenauer im Rahmen der Aktion Gitter am 23. August 1944 verhaftet und im Messelager Köln in Deutz inhaftiert. Während eines Krankenhausaufenthaltes in Köln- Hohenlind konnte er mit Hilfe von Helfern fliehen und im Westerwald untertauchen. Gussie Adenauer wurde in Rhöndorf verhaftet und in der Kölner Gestapozentrale EL-DEHaus vom Leiter des Sonderkommandos der Aktion Gitter für den Kölner Gestapobereichs, Kurt Bethke, verhört. Unter dem Druck der Verhöre und Misshandlungen, verriet sie am 24. September 1944 den Aufenthaltsort Konrad Adenauers und den Namen seiner Fluchthelfer, Fritz und Klaus Schliebusch. Anschließend wurde sie im Frauengefängnis in der Abtei Brauweiler inhaftiert. Konrad Adenauer wurde am frühen Morgen des 25. September 1944 verhaftet und ebenfalls nach Brauweiler gebracht. Aus Verzweiflung über ihren Verrat unternahm Gussie Adenauer in Brauweiler einen Suizidversuch.

Auguste Adenauer starb am 3. März 1948 in Rhöndorf an den Spätfolgen des Selbstmordversuches in der Haft in Brauweiler im Alter von 52 Jahren.
Adenauer, Konrad
geb. 05.01.1876 in Köln
gest. 19.04.1967 in Rhöndorf
Haft in Brauweiler: 25.09.1944 - 26.11.1944

Brauweiler4 Bild zeigt die Originalzelle in der Auguste Adenauer inhaftiert war. Bild K. Bludau

Auch der in Bedburg lebende Albert Franken, dessen Wohnhaus (heutiges Rathaus in der Stadt Bedburg) von den Nationalsozialisten konfisziert wurde, war in der Arbeitsanstalt Brauweiler nach dem 09.11.1938 inhaftiert.
Franken, Albert geb. 10.03.1889 in Bedburg/Erft

Er wurde spätestens ab dem 16.11.1938 im Konzentrationslager Dachau unter der Häftlings-Nr. 28454 registriert. Durch den erzwungenen Vermögensverzicht konnte er mittellos das KZ Dachau verlassen und nach Palästina ausreisen.

Brauweiler5 Bild zeigt den Häftling Albert Franken aus Bedburg/ Bild K. Bludau

Die in Wort und Bild dargestellte Gedenkstätte durch die Historiker Josef Wißkirchen und Hermann Daners hinterließen bei den Teilnehmern einen bleibenden Eindruck über die schrecklichen Geschehnisse im nationalsozialistischen Unrechtregime, wo ausschließlich nur Willkür herrschte.

Bericht Konrad Bludau